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Rohkost im Winter: 12 kulinarische Tipps

Eine Rohkosternährung im Winter zu praktizieren ist für viele Menschen eine Herausforderung. Wenn die Temperaturen im Minusbereich liegen, Schnee fällt und keine Sonne scheint, frieren viele Menschen nur schon beim Gedanken daran Rohkost zu essen. Besonders wer erst gerade mit einer rohen Ernährung begonnen hat, wundert sich oft wie es möglich ist die kalte Jahreszeit ohne gekochte und warme Nahrung zu überwinden. Dies zu Recht, denn es ist nicht einfach sich vom Denkmuster zu lösen, dass warmes Essen den Körper wärmt. Auch wenn eine gekochte Mahlzeit ein (meist nur kurz anhaltendes) Gefühl von Wärme vermitteln mag, ist es physikalisch gesehen gar nicht möglich, dass das warme Essen unseren Körper wärmt. Dazu müsste das Essen schon sehr heiss und eine anhaltende Wärmequelle sein. Jedoch ist die Assoziation “warmes Essen = warmer Körper” in den meisten von uns tief verankert. Darüber hinweg zu kommen kann lange dauern, was aber nicht weiter schlimm ist, denn für die Zwischenzeit gibt es viele praktische Massnahmen, die helfen auch im Winter mit Rohkost warm zu bleiben.

Grundsätzlich unterscheide ich zwischen kulinarisch-orientierten Tipps und anderen Lifestyle-bezogenenen Praktiken um während der kalten Jahreszeit erfolgreich roh zu bleiben. Am besten kombiniert man beide Angehensweisen. In diesem ersten Teil des Artikels geht es um 12 Essens-bezogenen Tipps:

1) Rohkost heisst nicht kalt
Viele Menschen denken bei Rohkost an kalte Kost. Tatsächlich ist Rohkost aber nur selten kalt. Meistens hat das Essen Raumtemperatur und kalt ist Rohkost nur, wenn sie direkt aus dem Kühlschrank oder der Gefriertruhe kommt. Gerade im Winter emfpiehlt es sich gekühltes Essen zu meiden. Das heisst, essen Sie Gemüse, Salate, Früchte usw. nicht direkt aus dem Kühlschrank, sondern lassen Sie die Lebensmittel einige Zeit auf der Küchentheke bevor Sie sie essen oder zubereiten.

2) Rohkost kann auch warm sein
Ein Lebensmittel hat Rohkostqualität, wenn es thermisch nicht über ca. 42 Grad Celsius behandelt wird. Das heisst, man kann Rohkostspeisen durchaus leicht erwärmen, ohne dabei deren “Lebendigkeit” zu beeinträchtigen. Gerade in der kalten Jahreszeit hilft es vielen Menschen, wenn sie z.B. Suppen und andere Speisen gewärmt einnehmen. Dazu kann man Flüssiges wie Saucen und Suppen auf einer Kochplatte vorsichtig erwärmen, oder falls man einen Vitamix besitzt einfach etwas länger mixen (die Flüssigkeit erwärmt sich durch die Reibung). Für andere Speisen eignet sich z.B. ein Backofen eingestellt auf kleinster Stufe und mit leicht angekippter Tür, oder besser noch ein Dehydrator (Lebensmitteltrockner).

3) Getrocknete Rohköstlichkeiten
Ein Dehydrator eignet sich um frische Lebensmittel zu trocknen um sie haltbar zu machen. Wie bereits erwähnt, kann man damit auch Essen aufwärmen. Insbesonders eignet sich ein Dehydrator aber um leckere Rohköstlichkeiten zuzubereiten wie z.B. Kräckers, Chips, Burgers, Lasagne, Knuspermüsli, Pfannkuchen, usw. Viele Leute freuen sich gerade im Winter solche Speisen direkt aus dem Dehydrator zu essen. Nicht nur weil sie warm sind, sondern weil diese Speisen ein kulinarisches Erlebnis bieten, das dem mit gekochtem Essen sehr ähnlich ist. Dies ist vor allem während einer Umstellungsphase auf Rohkost sehr hilfreich und eben auch in der Winterzeit, wenn das Verlangen nach gekochter Nahrung stärker sein kann.

4) Warme Teller
Um ein warmes, vertrautes kulinarisches Erlebnis zu fördern, kann es hilfreich sein vorgewärmte Teller für das Essen zu verwenden. Dazu kann man die Teller vor dem Servieren z.B. in einem Backofen aufwärmen.

5) Saison-gerechte Nahrung
Sich möglichst saisonal zu ernähren ist das ganze Jahr über sinnvoll. Besonders aber im Winter ist es empfehlenswert, da es bedeutend weniger reife Früchte gibt. Was im Sommer an regionalem, reifem Obst und Gemüse erhätlich ist, wird für den Winter unreif gepflückt, gelagert, künstlich nachgereift und über weite Distanzen transportiert. Zusätzlich zu negativen ökologischen Auswirkungen beeinträchtigt dies auch die Qualität, den Geschmack und den Nährstoffgehalt der Lebensmittel. Winterzeit ist also eher Zeit für Wurzelgemüse und Knollengewächse wie Pastinake, Rote Beete (Randen), Kohlrabi, Karotten, Knollensellerie, Topinambur, Zwiebeln, Lauch, usw. Sowie herzhafteres Blattgemüse wie Chicorée, Grünkohl (Federkohl), Feldsalat (Nüssler), Rauke (Rucola), Portulak, Weisskohl (Kabis), usw. Auch Nüsse, Samen und selbst-gezogene Sprossen passen wunderbar in die Winterzeit, sowie Zitrusfrüchte, Äpfel, Birnen, Kiwi, getrocknete Feigen, Datteln, usw.

6) Wärmende Gewürze
Gewisse Lebensmittel haben kühlende oder wärmende Eigenschaften. Besonders Gewürze können einen wärmenden Effekt haben indem sie die Blutzirkulation anregen. Versuchen Sie im Winter also vermehrt und regelmässig Gewürze wie Ingwer, Cayenne, schwarzer Pfeffer, Zimt, Nelken, Kardamom, Knoblauch und Meerrettich in Ihr Essen zu integrieren.

7) Salatsoße, Smoothies und Säfte
Damit man einen Salat nicht als “kalt” empfindet, kann es hilfreich sein die Soße mit warmem Wasser herzustellen. Das gleich gilt für Smoothies und auch ein frischer Saft mit Zutaten aus dem Kühlschrank kann angenehmer wirken, wenn man etwas warmes Wasser beimischt.

8) Warmes Wasser trinken
Im Vergleich zum Sommer achten wir im Winter oft weniger genau darauf ausreichend Wasser zu trinken. Dabei ist es in der kalten Jahreszeit genau so wichtig gut hydriert zu sein. Denken Sie also daran ausreichend Wasser zu trinken, am besten warm und über den Tag verteilt.

9) Genug essen
Unsere Wärmeproduktion hängt mit unserer Nahrungsaufnahme zusammen. Essen wir zuwenig Kalorien kann unser Körper nicht genügend Wärme produzieren. Obwohl wir in unserer westlichen Gesellschaft allgemein gesehen zuviele Kalorien konsumieren, kommt es doch vor, dass gerade unter RohköstlerInnen gewisse Menschen zuwenig Kalorien zuführen. Dies mag im Sommer (und bei optimalem Körpergewicht) kaum auffallen, jedoch im Winter dazu beitragen, dass man vermehrt friert. Daher empfiehlt es sich besonders im Winter darauf zu achten, dass man ausreichend Kalorien konsumiert.

10) Verdauungsenzyme
Erfahrungsgemäss zeigt sich auch, dass die Wärmeregulierung des Körpers umso besser funktioniert, wenn die Verdauung optimal ist. Das heisst, schwerverdauliches oder zuviel Essen und/oder eine träge Darmtätigkeit können dazu beitragen, dass man schneller und stärker friert. Abgesehen von einer Optimierung der Essensgewohnheiten hilft oft auch die Einnahme von Verdauungsenzymen (rohe Pflanzenextrakte) um das “Verdauungsfeuer” zu stärken.

Kompromisse

Eine 100% Rohkosternährung im Winter kann problemlos funktionieren. Das bedeutet aber nicht, dass man sich dazu zwingen muss. Jede Person kann und soll natürlich selbst entscheiden wie roh sie den Winter verbringen möchte. Wenn es nicht anders geht, helfen oft schon kleine Kompromisse in der Ernährung um die Kälte besser zu überwinden.

11) Kräutertees
Heisse Kräutertees sind nicht roh. Jedoch nutzen viele Menschen vor allem während einer Umstellungsphase auf Rohkost heisse Getränke um warm zu bleiben. Besonders im Winter können Kräutertees hilfreich sein, wenn sie über den Tag verteilt konsumiert werden um warm zu bleiben.

12) Gekochte Nahrung
Falls Sie sich für eine 100%-ige Rohkosternährung entschlossen haben, jedoch trotz den bisherigen Tipps im Winter nicht um eine gekochte Mahlzeit herum kommen, müssen Sie das nicht gleich als ein Versagen sehen. Gekochte Nahrung ist natürlich nicht automatisch schlecht und wenn Sie es brauchen, können Sie ohne schlechtes Gewissen etwas Gekochtes integrieren. Hin und wieder eine schonend gekochte Speise (z.B. gedämpftes Gemüse mit Quinoa) zu konsumieren, hilft Ihnen vielleicht, die kalte Jahreszeit einfacher zu überwinden, und es wird Ihre ansonsten 100%-ige Rohkosternährung nicht negativ beeinflussen.

 

Soweit meine kulinarisch-orientierten Tipps, um die kalte Jahreszeit mit Rohkost möglichst angenehm zu gestalten. Im zweiten Teil dieses Artikels geht’s weiter mit Lebensstil-bezogenenen Tipps, um im Winter warm zu bleiben und erfolgreich Rohkost zu praktizieren.

Dieser Beitrag hat 9 Kommentare

  1. Seit 15 Jahren esse ich roh und ich komme auch im Winter nicht mehr auf die Idee, dass ich eine warme Mahlzeit brauche. Meine Smoothies mache ich im Winter instinktiv mit warmem Wasser, auch damit das Kokosöl sich auflöst. Nach einem Salat zum Mittagessen fühle ich mich sehr genährt und “erwärmt”. Selten esse ich mal im Restaurant eine Suppe, wenn der Salat am Buffet wirklich nicht anmächelig (lampig, gekocht, mit Teigwaren und Reis versetzt) ist. Nach einem Teller Suppe kriege ich einen Schweissausbruch!
    Ich habe mir auch schon überlegt, ob Schweissausbrüche in den Wechseljahren mit der Einnahme von gekochtem warmheissem Essen zusammenhängen. Ich hatte diesbezüglich keine einzige der vielen von FrauenärztInnen beschworenen Beschwerden!
    Viel Vergnügen und Ausdauer beim rohköstlichen Genuss und
    herzliche Grüsse
    Susan Danuser

  2. Bin schon länger dran am umstellen auf roh und jetzt erst recht bei dieser Kälte :)) weil mein Verdaaungssystem sowieso schon langsam ist und es mir dankt mit mehr Vitalität :)) Fühle mich viel viel vitaler friere viel weniger und erfreue mich an der Natur wie kaum zuvor.
    Wünsche allen dies probieren vieeeeel Spass und innere Wärme !!!

  3. Hallo zusammen, ich liege in der mitte vietnams im hotel auf dem bett, draussen eine sauhitze.. ist total lustig eure thraeds zu lesen!! Ich ermuntere euch, insbesondere auch dr.jaehrmann, damit er weiterhin so gute artikel schreibt, und ich richtig heimweh kriege, wenn ich seine newsletter lese. fuer mich ist rohe ernaehrung lifestyle, das sollte mit den jahren wieder zur normalitaet werden, oder kollabiert die menschheit vorher an den vielen volkskrankheiten. ende maerz, wenn ich zurueck bin, gilt mein erster termin einem kurs bei rafael. weil ich leider noch nie dazukam. wer trifft sich mal in zuerich spontan mit mir beim hiltel? Ich wuerde mich freuen, und der weg zur rohen nahrung wird einfacher. ich trinke seit meiner ayurveda kur im dezember keinen alkohol mehr, und rauche keine joints mehr!! Also leute, meldet euch bitte spontan unter enzosportelli@gmail.com greez enzo

  4. Guten Morgen zusammen.

    Bin seit einiger Zeit hier bei Rafael am Mitlesen und lernen. Mit 17 Jahren meine Ernährung umgestellt, seit ca. 3-4 Jahren Smoothies und wenig gekochtes , seit ca. 2 Jahren roh und immer noch friere ich und habe teilweise Blähungen und das Gefühl irgendwas “fehlt”. Würde mich liebend gerne mit Menschen austauschen die schon lange roh essen. In meinem Umfeld werde ich eher belächelt 🙂 das jedoch schon seit 25 Jahren – manchmal ist es allerdings nervig sich rechtfertigen zu müssen oder das Gefühl zu haben, dies tun zu müssen. Freue mich auf aufgeschlossene Rohköstler, die gerne Ihre Erfahrung an mich weitergeben. Alles Liebe Natalie

    1. Liebe Nathalie,
      Zum lästigen Thema des sich rechtfertigen Müssens: Ich habe das für mich so gelöst, dass ich mich nicht rechtfertige. Wenn ich zum Beispiel an einem Tisch mit anderen zusammen esse und ich wegen meins Rohkosttellers schräge Blicke und kritische Fragen ernte, dann empfehle ich der Tischrunde, sich nicht in Frage gestellt zu fühlen durch meinen Rohkostteller und erst mal die Mahlzeit zu geniessen. Das wird immer akzeptiert. Wenn dann später irgendwann die Fragerei wieder losgeht, dann habe ich meist eine spontane “freche” Antwort bereit. Häufiges Beispiel: So wie du isst, bekommst du doch zu wenig Eiweiss. Antwort: Da hast du vollkommen recht! Dann ist der Fragesteller erst einmal platt. Nächste Frage: Stört es dich nicht, wenn du unser feines Essen riechst? Antwort: Nein im Gegenteil, ich rieche es sehr gern – essen tu ich aber lieber das, was auf meinem Teller liegt. / Die meisten Leute fragen ja nicht, weil es sie interessiert, sondern weil sie sich durch mein Handeln in ihren Überzeugungen in Frage gestellt fühlen. Mit ihren Fragen wollen sie MICH in Frage stellen. Das ist ihnen nicht bewusst, es ist eine psychologische Fehlleistung, die man Projektion nenne. Wenn ich das nicht erkennen würde und ihre Fragen ernst nähme, dann wäre das für mich eine Falle; ich begänne, zu erklären und mich zu rechtfertigen, jedoch völlig vergeblich, denn es ist ja niemand an Fakten interessiert. In diese Falle tappe ich also nicht, sondern verblüffe meine Gesprächspartner lieber mit humorvollen, überraschenden Antworten, die der Situation etwas Leichtes, Entspannendes verleihen. / Damit du nicht meinst, diese Leichtigkeit im Umgang mit kritischen Fragen sei mir in die Wiege gelegt worden: Ich habe jahrelang geübt, bis ich’s raus hatte und jetzt regelrecht Spass daran habe, die blöden Frager ein wenig zu veräppeln. Wenn jemand aber ernsthaft interessiert ist – was selten vorkommt – dann bin ich durchaus bereit, Antworten zu geben.
      Nun hoffe ich, dass meine Antwort nicht zu lang war, und wünsche dir viel Spass und Erfolg beim Ausprobieren neuer Strategien.
      Liebe Grüsse,
      Esther

  5. […] Im Winter eine Rohkosternährung zu praktizieren ist für viele Menschen eine Herausforderung. Für mich war es das vor allem im ersten Winter. Mit jedem weiteren Winter wurde es jedoch einfacher. Es ist spannend wie der Körper sich mit naturbelassener Nahrung verändert, und man sich von vorurteilhaftigen Gedanken löst. Eine weit verbreitete Ansicht ist ja z.B., dass Rohkost “kalte” Nahrung ist. Tatsächlich ist Nahrung jedoch nur kalt, wenn sie direkt aus dem Kühlschrank oder aus dem Tiefkühler gegessen wird. Normalerweise hat Rohkost Raumtemperatur, und kann bei Bedarf sogar problemlos angewärmt werden. Über diesen und weitere kulinarische Tipps wie sich der Winter mit Rohkost einfacher überweinden lässt, habe ich geschrieben im Artikel: Rohkost im Winter [Teil 1]: 12 kulinarische Tipps. […]

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